Totsiens!

(Totsiens=Auf Wiedersehen in Afrikaans)

Und auf einmal heißt es Sachen packen und verabschieden.... 
Ich habe noch nie so viel in Tagen, Wochen, Monaten gedacht wie in diesem Jahr. Ich wusste immer wo ich zeitlich in diesem Jahr gerade stehe, was ich schon hinter mir habe und was noch auf mich zukommt. Dieses Jahr ist nunmal zeitlich genau begrenzt und dennoch kam es jetzt ziemlich überraschend, dass es ganz bald zu Ende geht... Ich habe mir schon oft ausgemalt wie es in Deutschland wieder sein wird, plane die ersten Wochen dort und stehe mit meiner Familie und meinen Freunden in engem Kontakt. Aber ich selbst bin so sehr in Südafrika angekommen und es fühlt sich so normal an hier zu leben, dass meine Gefühle noch gar nicht darauf vorbereitet sind Südafrika zu verlassen. Aber wie soll man sich auf so eine Ausnahmesituation auch vorbereiten? Es ist ja schließlich nicht normal sein altes Leben für ein Jahr komplett zu verlassen, sich möglichst schnell auf neue Leute, ein neues Land und eine völlig neue Situation einzustellen, und dann wenn langsam alles normal wird das "neue Leben" wieder zu verlassen. Aber gerade das war ja der Kick und das was mir in meinem bisherigen Leben am Meisten gebracht hat! 
Kurz, meine Gefühle kann man nicht wirklich beschreiben, es ist einfach überwältigend. 
Aber mir geht es gut! Ich habe die letzten Wochen und Monate nochmal so tolle Leute kennengelernt und so viele schöne Momente erlebt. Ich versuche die Zeit jetzt einfach noch zu genießen. 

Es gibt ein Update zu unserer Wohnsituation: kurz vor Ende unseres alten Mietvertrags konnten wir uns auf einmal drei Wohnungen ansehen. Zwei wären immerhin eine Notlösung gewesen, aber lange nicht optimal. Die letzte ist es dann geworden! Es ist ein Wohnbereich mit insgesamt sieben Wohnungen, von denen wir zwei bekommen haben (also zweimal Einzimmerwohnung). In der Mitte des Bereiches ist eine Braai-Area, es gibt eine Tischtennisplatte und einen Pool der im Sommer geöffnet wird. Die Wohnungen liegen sehr Zentral, sodass Philipp und ich endlich zu Fuß zur Schule gehen können! Gleiches gilt für das Einkaufen, den Strand, die Shops und Restaurants. Wir sind wirklich mehr als glücklich endlich so zu wohnen. Die nächsten Freiwilligen haben also echt Glück, wobei der einzige Nachteil die nicht vorhandene Waschmaschine ist... Wir müssen ganz old-school zur Wäscherei laufen. 

Mit meinem Mädchen Fußballteam lief das Training ja nie so richtig regelmäßig. Dann haben wir eine Anfrage von den anderen Freiwilligen bekommen, ob wir zu einem Mädchenturnier nach PE kommen wollen. Paulas und Jaspers Schule haben mit ihrem Team sofort zugesagt, und ich habe versucht endlich mal ein Team zusammen zu stellen. Da muss man ganz schön hinterher laufen, was ziemlich anstrengend war, aber letztendlich kamen 14 Mädchen zum Training und später zum Turnier! Beim Turnier lief alles bestens, auch wenn die Motivation bei den Jungsteams immer etwas größer war. 

Bei unserem Nachmittagsprojekt auf der Farm Mondplaas haben wir neben dem Fußballspielen und basteln mal was ganz anderes zum Abschied geplant: ein Besuch in der Trampolinhalle in PE! Da die meisten Kinder noch nie Jeffreys Bay oder sogar ihre Farm verlassen haben, war dad ein großes Ereignis für sie! Dank der Spendengelder konnten wir ca. 20 Kinder nach PE fahren und ihnen im Anschluss jeweils noch etwas zu Essen und Trinken spendieren. Das Trampolinspringen hat allen (inklusive uns) echt viel Spaß gemacht, Alle haben sich benommen und niemand hat sich verletzt! Als wir uns dann endgültig von ihnen verabschieden mussten konnte ich das gar nicht richtig realisieren, dass wir diese Kinder wahrscheinlich nie wieder sehen werden...

In der Schule ist es Tradition (also seit zwei Jahren, ab wann kann man von Tradition sprechen?), dass die Volunteers sich auf einer Schulwand malerisch verewigen. Wir (oder eher ich, weil ich da vielleicht etwas talentierter bin als Philipp:)) haben also angefangen unsere Schulwand zu bemalen. Das hat ganz gut geklappt!

Außerdem haben wir mit jeder Klasse nochmal ein Gruppenfoto gemacht und die Kinder könnten sich natürlich aussuchen welche Spiele wir mit ihnen spielen. Auch dann, als wir jede Klasse das letzte Mal hatten, wurde es etwas emotional, aber nie wirklich real. Ich glaube das alles verstehe ich erst in Deutschland. 

Am letzten Schultag wurde für uns eine Farewell-Assembly, also Abschiedsfeier ausgerichtet. Es kamen alle Schueler und Lehrer zusammen und es wurde gesungen und gebetet. Vor allem wenn alle die Nationalhymne singen bekomme ich immer Gaensehaut. Dann hat der Schulleiter eine Rede fuer uns gehalten und sich fuer alles bedankt. Er ist auch auf den Sinn unseres Freiwilligendienstes eingegangen, welcher ja nicht ist die Welt zu veraendern, aber den Schuelern wenigstens wichtge Werte mit auf den Weg zu geben. Dann haben Philipp und ich jeweils noch eine Rede gehalten und zum Schluss haben alle Kinder "Thank you Isabel, thank you Philipp!" gerufen. Es war eine schoene Athmosphaere und ich bin mir sicher, ich werde sie alle so vermissen!

Spater gab es fuer uns von den Lehrern noch eine weitere Verabschiedung mit ein paar Snacks (wir haben Muffins gesponsort) und weiteren netten Worten. Philipp und ich haben den Lehrern ausserdem eine Collage mit Bildern von uns mit den Kindern geschenkt. Fuer uns gab es als Abschiedsgeschenk eine echt coole Tracksuit-Jacke mit dem Schullogo und unserem Namen drauf und eine Urkunde als Dank fuer unsere Arbeit. Ein gelungener aber auch trauriger Abschied...

Und nachdem wir uns dann von unseren Freunden aus JBay bei diversen Braais und Partys verabschiedet haben, heißt es Mittwoch ab ins Flugzeug! Das waren sehr emotionale Tage, und die Ankunft in Deutschland wird wahrscheinlich auch nicht weniger emotional. Aber letztendlich heißt das alles ja nur, dass ich ein geiles Jahr hatte und von Glück sprechen kann, mich auf meine Familie und Freunde in Deutschland freuen zu können!

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Kommentare: 1
  • #1

    Der Papa (Montag, 13 August 2018 13:50)

    Prima geschrieben, das kann ich alles gut verstehen!
    Du hast dieses Jahr wirklich genutzt und sooo viele wertvolle Erfahrungen gemacht, vieles gesehen und entdeckt,
    Begegnungen mit tollen Menschen gehabt und Freundschaften geschlossen. Für uns ist es jetzt auch schon recht emotional...
    Wir freuen uns sehr auf Dich!!! :-*