Von der Großstadt bis hin zur völligen Abgeschiedenheit

In den Sommerferien von Anfang Dezember bis Mitte Januar, konnten wir natürlich nicht in die Schule und sind stattdessen etwas durch Südafrika gereist. Ich war mit zwei Mädels aus PE und einer aus Berlin (nähe East London) zuerst Richtung Kapstadt unterwegs. Wir sind nach Kapstadt mit dem Flugzeug geflogen, was sich zeitlich und finanziell sehr gelohnt hat. Von Kapstadt aus haben wir zuerst einen Ausflug ans Kap der guten Hoffnung mit einem Abstecher zum Boulders Beach, an dem eine Menge Pinguine leben, unternommen. Die Strände dort unten sind wunderschön, feiner Sand, türkis-blaues Wasser, atemberaubende Klippen und eine tolle Aussicht!

Am nächsten Tag sind wir mit einem Boot zur Robben Island Insel gefahren und haben eine Führung durch das ehemalige Gefängnis, in dem Nelson Mandela lange Zeit inhaftiert war, mitgemacht. Dadurch, dass uns ein ehemaliger Gefangener geleitet hat, war es auch wirklich interessant! Dann haben wir uns Kapstadt etwas genauer angeschaut und sind sehr begeistert von der Stadt. Teilweise ist es auch etwas chaotisch dort, vor allem auf den Straßen, aber generell ist es eine sehr schöne Stadt mit tollen Häusern und modernen aber auch alternativen Läden. Wir waren zum Beispiel auf einem Food Market, wo es eine große Auswahl an internationalem Essen von veganem Eis, über selbstgemachte Säfte bis hin zu traditionellem Chicken gab. 

Außerdem sind wir bei Sonnenuntergang auf den Lions Head gestiegen, einer der Berge in Kapstadt mit atemberaubendem Ausblick, und am nächsten Tag gleich mit Muskelkater auf den Tafelberg... Aber es hat sich gelohnt! 

Von Kapstadt aus sind wir dann die Garden Route wieder hoch nach PE gefahren. Der erste Stop war Stellenbosch, was sehr bekannt für den guten Wein ist (was wir auch bestätigen können). Weiter ging es über Hermanus nach Gansbaai, wo wir in einem Backpackers mit Blick auf den Hafen übernacht haben. Echt schön! Danach sind wir zum Kap Agulhas gefahren, was der südlichste Punkt Afrikas ist und wo der Indische und Atlantische Ozean aufeinander treffen. Weiter ging es durch das De Hoof Nature Resort, wo wir lange auf einer Schotterstraße durch den Busch gefahren sind und auch ein paar Tiere (Böcke, Strauße) gesehen haben bis wir endlich in Riversdale ankamen. Am nächsten Tag waren wir in Mosselbay und haben schön am Strand gefrühstückt, Delfine gesehen und den Tag dort verbracht. In Wilderness haben wir dann am nächsten Tag eine kleine Wanderung zu einem Wasserfall gemacht und sind durch Knysna und Plettenberg Bay in den Tsitsikamma Nationalpark gefahren. Dort hatten wir eine Unterkunft direkt neben dem höchsten Brückenbungeejump der Welt, den wir uns dann auch selbst getraut haben! Das war unglaublich!

Danach ging es über Jbay direkt nach PE und wir wurden zu einer Xhosa Hochzeit vom Sohn einer Lehrerin eingeladen. 
Wir sind, wie uns bei der Einladung gesagt wurde, um 9 Uhr morgens zu dem Haus der Lehrerin gekommen und haben viele Leute gesehen die gerade erst aufgebaut, aufgeräumt, gekocht, etc. haben. Von der Braut und dem Bräutigam war keine Spur und uns wurde gesagt wir sollen einfach warten, es ginge bald los. Wir saßen draußen unter einer Art Zirkuszelt, was sich sehr schnell aufgeheizt hat. Wir haben mitbekommen, dass die eher westliche Hochzeit mit der Familie der Braut den Tag vorher stattfand und jetzt wurde die Braut dann endgültig in die Familie des Mannes aufgenommen. Nach und nach kamen immer mehr Menschen und nach etwa drei Stunden kam dann tatsächlich die Braut in einem schönen weißen Kleid, aber gar nicht fröhlich schauend. Später wurde uns erklärt, dass sie von dem Tag an der Familie ihren Respekt in Form von Unterwürfigkeit zeigen soll, weshalb sie auch den restlichen Tag in einer Decke eingehüllt auf dem Boden oder in einem separaten Raum verbracht hat. Bei manchen Famien muss dieses Verhalten bis zu zwei Jahren anhalten! Aber diese Familie macht es nur zwei Monate. Trotzdem unvorstellbar für uns! Es wurde viel gesungen, ein paar Zeremonien abgehalten, die ich nicht ganz verstehen konnte (unter anderem weil alles auf Xhosa war) und ein Schaf geschlachtet. Dann gab es traditionelles Essen (Fleisch mit Maisbrei und Gemüse). Als das Trinken und Feiern losging, natürlich ohne die Braut, die abwaschen musste, war es auch schon 5 Uhr und wir sind gegangen. Ich fand den Tag sehr interessant, auch wenn ich es, weil ich es aus Deutschland anders gewohnt bin, unfassbar finde, wie die Frau sich zu verhalten hat. 

Weihnachten haben wir dann zusammen mit vielen anderen Freiwilligen bei 25 Grad gefeiert und in PE gegrillt. Wir waren auch in der Kirche, die aber ganz anders war als in Deutschland. Es war eine große Halle mit einer Bühne und einer Band die echt Stimmung zu christlichen Liedern gemacht hat. Der Pastor hat eine halbe Stunde lang eine Predigt gehalten, die sehr darauf ausgelegt war, dass man nur durch den Glauben und nur durch gutes Verhalten im Leben weiterkommt, was durch laute Zurufe des Publikums bestätigt wurde. Es waren viele junge Leute da, und vor allem beim Singen habe ich gemerkt wie sehr die Leute den Glauben auch wirklich fühlen und es richtig leben. Eigentlich echt schön. Es gibt natürlich auch Kirchen die eher wie in Deutschland sind, aber solche Festival-Kirchen finde ich irgendwie auch echt toll! 

Nach Weihnachten ging es los zum nächsten Road Trip, mit der gleichen Gruppe wie vorher, und zwar mit dem Bus nach Durban. Von dort mit einem weiteren Bus in die Drakensberge zum "Smoking-Dragon-Festival" welches über Silvester war. Wir haben uns dort mit ein paar anderen Freiwilligen getroffen und vier Tage zeltend, feiernd und schwimmend (in einem kleinen See) verbracht. Nachdem es die erste Nacht leider geregnet hat und unser Zelt schön durchgeweicht war, wurde das Wetter dann besser und es kam richtige Festival Stimmung auf. Die Künstler kannten wir zwar nicht, aber die Musik war trotzdem echt gut und die Menschen waren alle sehr entspannt. 

Nach dem Festival sind wir alle gemeinsam weiter in die Drakensberge gefahren und wollten zu den zweitgrößten Wasserfällen der Welt wandern, doch die Straße zum Wanderweg war so steil und so uneben, dass unser Auto es nicht geschafft hat. Wir haben dann spontan in einer Lodge in der Nähe einen Zeltplatz bekommen und haben direkt in den Bergen mit unglaublicher Sicht aufs Tal gecampt. Man erlebt hier echt immer wieder unerwartete, abenteuerliche Dinge! Wir haben dann den nächsten Tag mit einer Wanderung zu verschiedenen kleinen Wasserfällen verbracht und sind abends in einem sehr gemütlichen Backpackers direkt am Sanipass (ein Weg um nach Lesotho hineinzukommen) angekommen und haben leckeres Curry gekocht. Noch eine Sache, die ich auf solchen Reisen liebe, ist abends immer zusammen zu kochen und verschiedene Rezepte auszuprobieren. Am nächsten Tag ging unser Abenteuer nach Lesotho los. Lesotho ist ein Land, welches direkt in Südafrika liegt, aber nicht zu Südafrika gehört und sehr traditionell und abgeschieden ist. Es führen nur wenige und steile Wege hinein und es gibt nicht viele Städte oder Unterkünfte in dem Land. Wir hatten auch keinen genauen Plan und sind einfach losgefahren und kamen durch ganz viele kleine Dörfer, in denen die Transportmittel Esel oder Pferde sind. Es wird sehr viel auf den Feldern gearbeitet und es gibt kaum Strom und fließend Wasser. Die meisten Menschen wirkten auf uns sehr sympatisch und nett. Wie haben abends leider kein Zimmer mehr in einem der Backpacker gefunden, aber hatten Glück, da uns dann doch noch ein kleines Haus in der Nähe angeboten wurde. Es war mal wieder sehr abenteuerlich, da dort anscheinend normalerweise jemand wohnt, und es wirklich total schmutzig und gruselig war. Aber wir haben die Nacht gut überstanden und haben am nächsten Tag eine tolle Wanderung zu einem sehr großen Wasserfall gemacht. In Lesotho ist nichts so richtig ausgeschildert, aber mit etwas Glück haben wir ihn gefunden. Die nächste Nacht haben wir in einem Backpackers in einer runden Lehmhütte verbracht und sind am nächsten Tag in die Hauptstadt Maseru gefahren. Es ist eine sehr kleine, unordentliche Stadt, in der es aber immerhin Autos gibt. Weil wir es dort aber nicht besonders schön fanden sind wir dann auch schon wieder zurück nach Südafrika gefahren. 

In einem sehr abgelegenen Backpackers mitten im Wald in den Drakensbergen haben wir dann genächtigt und am nächsten Tag einen Ausritt mitgemacht. Das war wirklich schön und das Reiten klappt auch immer noch gut. Dann ging es langsam wieder zurück richtung Durban mit einem Stop in Ballito. Am nächsten Tag (das war dann der 8.1.) haben wir uns Durban etwas angeguckt und sind ein letztes Mal zu viert Essen gegangen, weil Annalena wieder nach PE gefahren ist, während wir drei noch eine Wanderung geplant hatten. Wir haben also am nächsten Morgen erstmal Carlottas Geburtstag gefeiert und sind mit dem Shuttle nach Coffee Bay gefahren, wo unsere Wanderung startete. 

Es ist eine zweitägige Wanderung immer an der Küste entlang nach Bulungula. In diesem kleinen wunderschönen Ort direkt am Meer, wohnen auch zwei Freiwillige von uns. Es war eine tolle, aber auch sehr anstrengende Wanderung, da es sehr warm war und der Weg über viele Berge führt. Wir haben am ersten Tag nur etwa 4 Stunden gebraucht und am zweiten Tag 4 1/2 Stunden. Nach einer sehr windigen Nacht (was wir in der Hütte der Freiwilligen gut gespürt haben) sind wir mit einem local Taxi wieder nach Coffee Bay gefahren. Man kann sich die Fahrt folgendermaßen vorstellen: Man sitzt hinten auf der Ladefläche eines überdachten Bakkis, wo schätzungsweise so 7 Leute hineinpassen. Die Strecke führt über sehr unebene Straßen, was man durch die nicht vorhandene Federung gut spürt. Es steigen nach und nach immer mehr Menschen ein und als der 10. Mitfahrer saß, denkt man sich jetzt passt nichts mehr, aber es kamen noch 4 weitere und es hat trotzdem gepasst! Die Luft wurde dementsprechend immer schlechter, doch nach 2 Stunden sind wir heile angekommen! 

Dann ging es auch wirklich nach Hause und nach einer langen Fahrt im Bus sind wir erschöpft in PE, und am nächsten Tag in Jbay angekommen. Es war wieder sehr schön zu Hause zu sein und meine Mitbewohner zu sehen. 

Das war also mein Urlaub hier in Südafrika. Ich schätze es wirklich sehr, dass wir diese Möglichkeit haben und neben unserer Arbeit so viel sehen und kennenlernen können. In bin aber auch sehr froh hier eine feste Arbeit zu haben um ein gesundes Gleichgewicht zwischen Freizeit und Arbeit zu halten. 
Generell kann ich aber wirklich JEDEM Südafrika empfehlen! Es ist so ein wunderschönes und vielfältiges Land. Egal ob man den Luxus, Strände, Berge oder das abenteuerliche Leben in der Natur bevorzugt, hier gibt es alle Extreme. Und ich habe eigentlich auch nur nette und sehr interessante Menschen getroffen. Zum Glück kann ich hier noch ein gutes halbes Jahr leben!

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